Karfreitag

Liebesbeweis oder Rettungsaktion?

Die Kreuzigung Jesu ist der dramatische Höhepunkt eines einsamen Leidensweges. Verraten von Judas, verleugnet von Petrus und verlassen von seinen Jüngern trägt Jesus sein Holzkreuz zur Schädelstätte Golgatha. Gerade in dieser Zeit lohnt es, sich noch mal neu und ganz bewusst auf die Geschehnisse auf Golgatha zu besinnen.

Dort am Kreuz – Die Bedeutung von Karfreitag

Dort hing Jesus am Kreuz, um unsere Schuld zu tragen. Er hing am Kreuz, damit wir in Ewigkeit leben können. Er hing am Kreuz, ertrug Lästerung, ertrug unvorstellbaren Schmerz, ertrug die Verlassenheit – aus purer Liebe. Jesus stirbt aus Liebe. Er ging an unserer Stelle ins Grab. Wegen all den Dingen, die wir Tag für Tag falsch machen. Wegen Dingen, für die wir bei einem gerechten und heiligen Gott den Tod verdient hätten. Doch Jesus blieb nicht im Grab: Nach drei Tagen stand er wieder auf. Mit seiner Auferstehung besiegte er den Tod, damit wir zu Gott kommen können. Damit Sie zu Gott kommen können. Es war die größte Rettungsaktion der Menschheit.

Kurz bevor er gefangen genommen wurde und sein Martyrium begann, gab er seinen Jüngern folgende Worte mit auf den Weg: „Wenn ihr Angst habt, tröstet euch! Ich habe die Welt überwunden.“ (frei nach Johannes 16,33) Jesus wusste, was auf ihn zukommen würde. Er flehte Gott an, ihm diesen Weg zu ersparen. Doch ihm war auch bewusst, dass dieser Schritt nötig war und ging ihn dann freiwillig. Ein unvorstellbarer Liebesbeweis.

Er sagt mit seinen Worten: „Egal, was ihr in dieser Welt ertragen müsst, ich habe es vor euch ertragen. Ich verstehe euch. Erzählt es mir. Ich bin diesen Weg schon vor euch gegangen. Schaut nur auf meine Fußstapfen. Leid wird es in der Welt geben, aber ich habe euch den Pfad geebnet, damit ihr gehen könnt. Das soll euer Trost sein.“

Christen dürfen sich in Jesus bergen. Gerade zu Ostern darf uns das wieder ganz neu bewusstwerden. Unsere Hoffnung liegt in ihm.

Nur kein Fleisch oder doch lieber Fisch? – Karfreitagsbräuche

Viele römisch-katholische Christen verzichten an diesem Tag auf Fleisch, insbesondere weil Karfreitag der Höhepunkt des Osterfastens ist. Auch viele evangelische Christen essen an diesem Tag traditionell ein Fischgericht. Dieser Brauch ist nicht nur Teil des Verzichts in der Fastenzeit, sondern ist auch symbolisch zu sehen, da der Fisch als Zeichen für das Christentum steht.

Der Karfreitag ist ein sogenannter „stiller Tag“, also ein Tag, der zur stillen Reflektion genutzt werden darf. In allen Bundesländern Deutschlands besteht daher ein Tanzverbot.

Liturgie und Gottesdienste – Wie begehen Christen den Karfreitag?

In der römisch-katholischen Kirche feiert man meist an Karfreitag um 15 Uhr einen Gottesdienst, die Feier vom Leiden und Sterben Christi. Sie bildet den Höhepunkt der Liturgie und besteht aus drei Teilen: dem Gottesdienst mit der biblischen Lesung der Passion, einer kurzen Predigt und Fürbitten; dann eine Verehrung des Kreuzes und eine Feier der Kommunion. Das Kreuz, Stille, Schlichtheit und Fürbitte sind Kennzeichen dieses Gottesdienstes. Auch die Kirchenglocken schweigen (von Gründonnerstag an bis zur Osternacht). Vor allem in südlichen Regionen werden auch Passionsspiele aufgeführt.

Evangelische Gottesdienste finden traditionell um 6 Uhr morgens oder 23 Uhr statt und legen in der Predigt und den Liedern besonderes Augenmerk auf das Erlösungswerk am Kreuz. Zusätzlich zum Morgengottesdienst oder stattdessen findet in manchen Kirchen eine liturgische Feier zur Todesstunde um 15 Uhr statt. Das Abendmahl und Konzerte wie z.B. die Johannespassion sind in vielen evangelischen Gottesdiensten ein fester Ritus.

In manchen Freikirchen wird durch eine besondere Raumgestaltung oder Ostergärten der Kreuzesweg nachempfunden. Auch das Abendmahl ist fester Bestandteil eines Karfreitags-Gottesdienstes. Zudem organisieren einige Freikirchen Lobpreisabende.

Das Kar in der Karwoche – Wortbedeutung und Feiertage

Das Kar hat seinen Ursprung im althochdeutschen Wort für Trauer „chara“ bzw. mittelhochdeutsch „kar“. Aus diesem Begriff leitet sich einerseits der Karfreitag, aber auch die Karwoche ab. Christen haben in dieser Zeit die Möglichkeit der Trauer über Jesu Tod Raum zu geben. So wird auch der Karsamstag traditionell zur stillen Meditation genutzt.

In Deutschland ist der Karfreitag bundesweit eingesetzlicher Feiertag sowie in den meisten Kantonen der Schweiz. In Österreich war er lange für die Mitglieder der evangelischen Landeskirche arbeitsfrei, doch seit 2020 ist er dort kein gesetzlicher Feiertag mehr.