Pfingsten
Wenn Leben in die Bude kommt
Stell dir vor, es ist Geburtstag – aber Feierstimmung will nicht aufkommen. Die Stimmung ist durchwachsen, die Gesichter lang, das Geburtstagskind lässt sich nicht blicken. Es gibt weder Musik noch Tanz, und alle starren trübsinnig auf den Boden.
Und dann – dann geht die Tür auf und die Hauptperson ist endlich da. Sie macht Stimmung, lässt Musik erklingen, und alle tanzen, lachen, sind beschwingt. Es ist Leben in der Bude! Jetzt wissen alle, wozu sie hier sind und was zu tun ist.
Die Stimmung ist am Boden
Jetzt hast du schon eine Ahnung bekommen, was Pfingsten bedeutet. Denn auch bei den treuen Freunden von Jesus war die Stimmung eher mau. Ihr ganzes Leben hatten sie Jesus anvertraut – und dann war er gestorben. Große Hoffnung kam auf, als er auferstanden und ihnen begegnet war – um sich dann wieder gen Himmel zu verabschieden.
Jetzt waren sie wieder alleine. Hoffnungsvoll, ja – aber auch voller Fragen: Wie geht es weiter ohne ihn? Wer erklärt uns jetzt die Bibel? Woher bekommen wir die Kraft, um als Christen zu leben, Gutes zu tun und Verfolgung auszuhalten? Jesus selbst hatte doch einen „Beistand“ angekündigt, einen „Fürsprecher“ – wie sollte der aussehen und wann würde er kommen?
Gott selbst lebte in ihnen
Und dann geschah das, was gerne als „Geburtstag der Kirche“ bezeichnet wird. 50 Tage waren vergangen seit der Auferstehung von Jesus. Die Jünger waren zum Gebet versammelt, als „vom Himmel ein Brausen“ ertönte, wie von einem gewaltigen Wind. So bildhaft erzählt es der Evangelist Lukas (Apostelgeschichte 2). Der Heilige Geist kam über sie, in Form von Feuerzungen, und erfüllte jeden Einzelnen von Ihnen.
Was das bedeutet, erkennt man am besten am Ergebnis: Alle redeten in Sprachen, die sie gar nicht gelernt hatten – und verstanden einander! Gott selbst sprach in ihnen und durch sie. Sie verstanden: Dieser Geist, der sie erfüllte, war der „Tröster“ und Beistand, den Jesus ihnen versprochen hatte! (Joh 14,26). Dieser Helfer solle sie an alles erinnern, was Jesus gesagt hatte, und es ihnen im Herzen verständlich machen. Es war Gott selbst, der jetzt in ihnen lebte.
Gottes Geist bewahrt und versorgt
Und so war die Gottes-Party voll im Gange. Die Stimmung war so gut, das die Umstehenden sogar dachten, die Jesus-Leute hätten sich betrunken! Direkt danach kamen tausende Menschen zum Glauben an Jesus und erlebten viele Wunder. Durch den Heiligen Geist war auch ein ganz neues Miteinander möglich. Die wachsende christliche Gemeinde lebte in enger Gemeinschaft und teilte alles miteinander.
Die Bedeutung von Pfingsten für Christen ist nicht zu überschätzen. „Der Buchstabe tötet, der Geist aber macht lebendig“ (2. Kor 3,6) – das gilt bis heute. Der Geist Gottes macht die Worte der Bibel verständlich und weckt Liebe zu Jesus und zu anderen Menschen. Er hilft zu beten und Gott zu vertrauen. Und er macht bis heute Wunder möglich: er heilt, bewahrt, versorgt.
Bräuche zu Pfingsten
Einige Christen betonen das Wirken des Heiligen Geistes besonders und nennen sich deshalb „pfingstkirchliche Christen“, „Pfingstler“ oder „Charismatiker“ (von Charisma=Geistesgabe). Aber auch die anderen leben von und mit dem Heiligen Geist – Gott sei Dank. Denn wenn der Geist fehlt, dann fehlt das Feuer, die Leidenschaft und die Kraft, um als Christ zu leben.
Da Pfingsten eines der wichtigsten Feste der Christen ist, haben sich auch verschiedenste Bräuche entwickelt. Pfingstfeuer stehen in manchen Regionen für den Heiligen Geist, der in Form von Feuerzungen auf die Christen kam. Gelegentlich werden auch weiße Tauben als Symbol für den Geist zum Himmel geschickt. Bei Katholiken werden Pfingstprozessionen abgehalten, in charismatischen Freikirchen Lobpreiskonzerte. Eine weitere Tradition ist der Pfingstbaum, der vor dem Feiertag aufgestellt wird.
Habe ich an Pfingsten frei?
Wann Pfingsten ist, lässt sich immer leicht ausrechnen: Es ist der 50. Tag der Osterzeit – also 49 Tage nach dem Ostersonntag. Da Pfingsten wie Ostern jedes Mal auf einen Sonntag fällt, ist es immer ein arbeitsfreier Tag!
Aber auch der Pfingstmontag am Tag darauf ist in Deutschland ein bundesweiter Feiertag. Da sieben Wochen nach Ostern das Wetter meistens schon frühsommerlich ist, nutzen viele diesen Tag für einen Ausflug ins Grüne.
Der Heilige Geist schlägt keine Einladung aus
Wie bekomme ich nun den Heiligen Geist – und woher weiß ich, dass der Heilige Geist in mir wirkt? Der Apostel Paulus schrieb in einem Brief: „Niemand kann sagen: Jesus ist der Herr, außer durch den Heiligen Geist“ (1. Kor 12,3). Das klingt vielleicht etwas rätselhaft: So einen Satz kann doch jeder aussprechen. Gemeint ist: Wer alles in seinem Leben Jesus unterordnet – und ihn aus vollem Herzen seinen Herrn nennt – in dem hat der Heilige Geist schon gewirkt. Jesus als Herrn kennenlernen – das geht nur mit seiner Hilfe.
Das heißt auch: Wenn du Gott darum bittest, in dein Herz zu kommen und dein Leben zu bestimmten – dann sprichst du dem Heiligen Geist eine Einladung aus. Und die schlägt er nicht aus!
Der Geist wirkt sehr unterschiedlich
Dabei bleibt es aber nicht. Denn der Heilige Geist verändert einen Menschen immer mehr und weckt ganz verschiedene Gaben. Er schenkt zum Beispiel „Worte der Weisheit“ (Erkenntnisse über Gott), die Gabe, zu heilen, zu predigen, in besonderen Sprachen zu beten oder einfach liebevoll und geduldig mit Menschen umzugehen (1. Kor. 12)
Das Besondere ist: So verschieden diese Gaben sind – sie sind alle von demselben Geist gewirkt. Und deshalb ergänzen sie sich auch perfekt. Wie ein aufeinander genau abgestimmtes Orchester.
Und was ist mit der „Geist-Taufe“?
Seit dem „ersten“ Pfingsten in Jerusalem war den Jesus-Leuten klar, dass sie all die wunderbaren Dinge nicht aus eigener Kraft tun. Dass der Heilige Geist durch sie wirkt.
Und doch erlebten sie immer wieder, dass sie von neuem und auf besondere Weise vom Heiligen Geist erfüllt wurden. Über einige wird sogar gesagt, dass sie zwar auf den Namen Jesu getauft sind, aber den Heiligen Geist noch nicht empfangen haben (Apg 8,14-17). Das heißt: sie haben die besonderen Gaben und Wirkungen des Geistes noch nicht in ihrem Leben erfahren.
Dennoch ist im ganzen Neuen Testament klar: Wer Buße tut und sich bekehrt, hat auch den Heiligen Geist:
„Petrus sprach zu ihnen: Tut Buße, und jeder von euch lasse sich taufen auf den Namen Jesu Christi zur Vergebung eurer Sünden, so werdet ihr empfangen die Gabe des Heiligen Geistes“ (Apg 2,38).
Drei Tipps für das Leben mit dem Heiligen Geist
Jetzt nochmal ganz praktisch: Wie kommt der Heilige Geist in dein Leben? Wie wird „Pfingsten“ für dich zum Alltag?
Pflege die Freundschaft mit Jesus.
Da Jesus und der Heilige Geist eine Person sind, erfüllt dich der Heilige Geist, wenn du Zeit mit Jesus verbringst – und umgekehrt. Vertraue ihm an, was du auf dem Herzen hast. Lies in der Bibel Geschichten mit Jesus. Und tausch dich mit anderen aus, wie du Jesus erlebst.
Finde deinen Zugang zum Heiligen Geist.
Der Geist Gottes ist der größte Künstler. Deshalb ist er eine unerschöpfliche Quelle der Kreativität. Und deshalb sind auch die Wege sehr unterschiedlich, wie Menschen den Heiligen Geist erfahren. Manche über Sprache, Gedichte, Literatur. Andere über Musik und Gesang. Einige durch Kunst, in der Natur oder einfach in der Stille. Mache dich auf die Suche nach deinem Zugang!
Schau nicht zu sehr in dich hinein.
Das mag dich überraschen, denn der Heilige Geist wirkt oft gerade in der Stille und wenn du zur Ruhe kommst. Aber er lenkt den Blick immer nach Außen: Auf Gott, auf andere Menschen, auf Gottes Gedanken über die Welt. Es bringt deshalb nichts, zu grübeln, „wie viel“ Heiligen Geist du hast. Schaue lieber auf Gott, und er wird den Rest tun!
im Kalender 2022:
Sonntag 5. Juni